Dienstag, 5. April 2016

Wer klopft an meiner Tür?

1. Teil

Ein zartes Klopfen erregt meine Aufmerksamkeit. Angestrengt lausche ich in die Stille hinein. Hatte ich mich verhört? Nein, da war es schon wieder. Leise und kaum wahrnehmbar, aber zweifellos da.

Es klopft an der Tür zu meinem Herzen.

Verschreckt ziehe ich mich zurück. Wer oder was mag dort draußen vor meiner Tür stehen? Sollte ich mutig sein, sie öffnen und den unbekannten Besuch hereinlassen? Äußerst selten öffne ich meine Tür, halte sie meistens fest verschlossen. Nicht, weil ich ungern Besucher empfange, sondern vielmehr aus Angst vor unliebsamen Gästen. Hinter dieser Tür, gut behütet wie ein Schatz, leben meine Familie und meine Freunde. Auch allerhand anderes verwahre ich hier, zum Beispiel die Harry-Potter-Septologie, Käsekuchen, meine Gitarre und Butterblumen. All jenes ist mit mir verbunden und so trage ich es im Herzen mit mir.

Es klopft noch immer.

Einige wenige Male habe ich meine Tür zu früh aufgeschlossen. In der Hoffnung, der neue Gast brächte Freude, Wärme, Feuerwerk und Glück in mein Leben, öffnete ich mein Herz und blickte in die hässlichen Fratzen von Trauer, Wut und Enttäuschung.

Zu früh gefreut,
zu früh vertraut, 
zu früh entschieden,
zu spät erkannt.

Doch nun klopft es schon wieder. Mittlerweile ist das Geräusch zu einem etwas lauterem Pochen angeschwollen. Neugier, Hoffnung, Angst und Erfahrung ringen miteinander um die Gunst der Entscheidungsmacht. »Wer ist wohl so kühn und bittet um Einlass?«, fragt die Neugier. »Vielleicht steht dort draußen das Glück«, überlegt die Hoffnung, »und vielleicht gibt es sogar Kuchen!«
Doch die Angst gibt zu bedenken: «Vielleicht ist es wieder nur die Enttäuschung, die uns erwartet« und die Erfahrung stimmt lakonisch zu: «Erinnert euch an das letzte Mal...«
Lange hadern die Gefühle miteinander, kochen hoch und schwappen über wie siedendes Wasser in einem Topf. Angst und Erfahrung errichten eine Mauer und versuchen, das Klopfen auszusperren. Vergebens.

Es hämmert an meiner Tür.

Mut gesellt sich zu Neugier und Hoffnung und gemeinsam gelingt es ihnen endlich, die Mauer zu stürzen und die Tür zu öffnen.

Und dort draußen vor meinem Herzen stehst Du und ich lasse Dich herein.


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