Dienstag, 12. April 2016

Bargeldloses Zahlen – Gemeinde führt neue Kuchenwährung ein


Es duftet nach frisch gebackenem Käsekuchen, nach warmen Apple-Pie und buttrigen Vanillekipferln. Die Menschen hier sehen anders aus, zufriedener. Nur wenige Autos fahren auf den Straßen, dafür sind umso mehr Menschen auf sogenannten Prinzenrollern unterwegs. »Edouard de Beukelaer hat eine Möglichkeit gefunden, die großen, runden Doppelkekse so als Räder zu verwenden, dass sie dem Druck standhalten, den ein normalgewichtiger Mensch auf das Gefährt ausübt«, erklärt Franz Sacher und fügt stolz hinzu »UMWELTSCHUTZ wird bei uns großgeschrieben«.

Der gebürtige Österreicher ist vor sieben Jahren auf die kleine Insel Heidesand gezogen, welche zu den Cookie-Inseln im Südschokoladenmeer gehört. Nun steht er am weißen Zuckerstrand und blickt zufrieden über das Meer auf die nur 34 km weiter westlich gelegene Lebkuchenküste. Sacher trägt einen großen Strohhut auf dem Kopf und in seinem Bart haftet noch ein wenig Puderzucker. »Mein Leben in Österreich war trist und grau. Ich mochte die Leute nicht. Sie sind kleingeistig und lassen ihre eigene Unzufriedenheit an ihren Mitmenschen aus. Dieses unfreundliche Miteinander habe ich irgendwann nicht mehr ertragen«, berichtet der 42-jährige Konditormeister, während sich in seinen Augen der Geist seiner Vergangenheit spiegelt.

Kuchen statt Scheine

Heidesand führte im Jahr 2008 als erstes Plätzchen überhaupt eine Kuchenwährung ein. Die zuvor geltende Währung, der Cookie-Dollar, wurde durch eine Reform für ungültig erklärt.
Am Himmel leuchten bereits die ersten Zimtsterne und die Mandelhörnchen suchen sich langsam ein nächtliches Schlafplätzchen. Franz Sacher flaniert mit federndem Schritt die Butterkeksalle entlang bis zum Strudelplatz, wo er den Bürgermeister der Insel, Paul Anton Esterházy, trifft. In seinem schwarz-weiß gestreiften Anzug ähnelt dieser ein wenig Willy Wonka aus der Schokoladenfabrik. »Seitdem wir hier auf Heidesand nur noch mit Kuchen und Torten bezahlen, sind die Menschen viel zufriedener« erzählt der 63-jährige.
Der Mann mit den ungarischen Wurzeln stellte mit seiner Reform das Leben der Bewohner Heidesands gehörig auf den Kopf. Per Volksabstimmung wurde über den Wert von Keksen, Kuchen und Torten abgestimmt. Eine Fahrradreparatur kostet jetzt zwischen einem Stück Butterkuchen und einem Frankfurter Kranz, abhängig von der Arbeitszeit. »Dort drüben bei Gottfried Wilhelm bekommen Sie einen neuen Haarschnitt sogar schon für ein paar Kekse«, betont Esterházy lächelnd und knuspert dabei an einem Spekulatius.

Eine Studie zur Jahrtausendwende ergab, dass Menschen, die täglich ein Stück Kuchen oder Torte essen, im Schnitt um bis zu 77% glücklicher sind. Damit verbunden sinken die Unfreundlichkeitsrate und die Unfallgefahr durch überhöhte Unhöflichkeit. Auch Sacher ist mit seinem neuen Leben auf Heidesand zufriedener. »Ich verstehe nicht, weshalb das Konzept nicht auch woanders übernommen wird. Fröhliche Menschen sind fleißiger, seltener krank und weniger streitsüchtig. Würde der Rest der Welt einmal sein kapitalistisches Handeln überdenken, würden ganze Kriege verhindert werden können«, sagt er.

Glückskekse auf der Expo

Esterházy hat Heidesand bereits für die Expo 2017 in Astana, der Hauptstadt Kasachstans, angemeldet. Dort können die Besucher hautnah erleben, wie schön ein Leben ohne Hartgeld und Scheine sein kann. Mit Angeboten wie »Surfen auf der Donauwelle«, »Zitronenrollenspiel« und »Gugelweithupfen« sollen die neugierigen Menschen für die Kuchenwährung begeistert werden. Für ein Stück Himmelstorte können die Besucher der Weltausstellung dann sogar direkt Werbeaufträge annehmen, um die Idee auch in ihrem Land publik zu machen und somit Kriege zu verhindern. Obendrauf bekommt jeder Gast des Standes einen Glückskeks mit auf den Weg, denn die Heidesander Philosophie lautet: »Glückskekse sind die einzigen, die sich verdoppeln, wenn man sie teilt.»

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